Was Dir wirklich fehlt, um Stress abzubauen

Beende Deinen Stresszyklus!


Wann hast Du Dich das letzte Mal so richtig leicht und entspannt gefühlt?
Selbst im Urlaub fühlst Du Dich nicht richtig erholt, weil zwei Wochen nicht ausreichen? Und kaum ist der erste Arbeitstag da, fängt alles von vorne an?

Warum ist es so schwer abzuschalten? Und wie können wir es schaffen, uns dauerhaft entspannter zu fühlen?

Das Problem: Wir beenden unsere Stresszyklen nicht. 

Was genau das bedeutet und wie Du einen gesunden Umgang mit Stress finden kannst, erfährst Du in diesem Artikel: Wertvolles Wissen zu Deinem Stresszyklus und alltagstaugliche Life-Hacks 

Inhalt


  • Schon mal vom Stresszyklus gehört?
  • Das Problem: Du beendest den Stresszyklus nicht.
  • Wie kannst Du den Stresszyklus beenden?
  • Die wirksamste Art
  • Woran Du merkst, ob Dein Stresszyklus beendet ist
  • Integration in den Alltag


Schon mal vom Stresszyklus gehört?


Wir durchlaufen ständig Stresszyklen als normale Stressreaktion unseres Körpers auf äußere und innere Reize. Dies ist eine biochemische Reaktion in unserem Körper, in der vor allem das Stresshormon Cortisol dafür sorgt, aktiv zu werden und Bedrohungen in unserem Leben zu überleben.

Ein normaler Stresszyklus läuft in 3 Phasen ab.

1. Vorphase: 

Ein Reiz wird von uns als Bedrohung oder Stressor wahrgenommen und löst den Stresszyklus aus. Der Abschlusstermin für ein großes Projekt naht, eine wichtige Entscheidung steht an oder vor Dir bildet sich ein Stau während Du versuchst pünktlich zu Deinem Termin zu kommen.

 

2. Alarmphase:

Unser Körper reagiert mit all den bekannten Stresssymptomen. Botenstoffe wie Cortisol  und Adrenalin werden ausgeschüttet, die Atmung beschleunigt, der Blutdruck steigt, die Sinne sind geschärft, die Muskeln angespannt. Gefühle wie Wut oder Angst kommen auf. Unser Stresssystem lässt uns kurzzeitig zu Höchstleistung auflaufen. Wir denken schneller und fokussierter. Unser Körper mobilisiert alle Energie zum Überleben der Bedrohung.

 

3. Erholungsphase:

Wenn die bedrohliche Situation vorüber ist und die mobilisierte Energie entladen wurde, setzt die Erholungsphase ein. Vor allem das Stresshormon Cortisol wird verstoffwechselt und unser System fährt langsam wieder runter.

 

Für diese Art von akutem Stress als vorübergehende Stressreaktion sind wir gemacht. Es lässt uns lebendig, stark und selbstbewusst Herausforderungen bewältigen.

 

Unser Körper ist so geschaffen, dass wir mit Stress umgehen können, ihn sogar als Antrieb brauchen. Solange wir diesen Stresszyklus bis zum Ende durchlaufen und beenden, funktioniert alles wie von Mutter Natur geplant.

Das Problem: Du beendest den Stresszyklus nicht.

 

Es gibt 3 häufige Gründe, warum wir diesen Stresszyklus oftmals nicht beenden und uns weiterhin innerlich unruhig, angespannt und überlastet fühlen, selbst wenn wir versuchen uns am Wochenende oder im Urlaub zu erholen .

 

1. Ein chronischer Stressor bewirkt chronischen Stress.

Wir bleiben in der Stressreaktion stecken, wenn wir dauerhaft in einer stressauslösenden Situation bleiben. Wenn diese Situation unsere Fähigkeit übersteigt, sie zu lösen bzw. zu verarbeiten, reichen kurze Erholungsphasen oft nicht aus.  

Wenn Du dem Stressor dauerhaft ausgesetzt bist, statt diesen zu verändern oder zu reduzieren, kann der Stresszyklus nicht beendet und das Stressempfinden damit chronisch werden. 

 

2. Wir fühlen unsere Gefühle nicht.

Unangenehme Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer, die in einer Stressreaktion entstehen, versuchen wir oft entweder zu unterdrücken oder wir steigern uns gedanklich weiter in dieses Gefühl, haften an dem Gefühl an, bis wir glauben es kontrolliert uns. Doch Emotionen sind auch eine biochemische Reaktion in unserem Körper, die normalerweise etwa nur 90 Sekunden andauert und danach von allein wieder abflacht. Wenn wir die Emotion jedoch nicht da sein lassen, das Gefühl versuchen von uns wegzuschieben und stattdessen die Wut runterschlucken und ein Lächeln aufsetzen, kann der Stresszyklus nicht beendet werden, weil die Gefühle und Körperempfindungen dieser Stressreaktion weiter in uns brodeln. 

 

3. Wir wählen Sicherheit statt Eskalation.

Sich nicht gegen frauenfeindliche Sprüche zu wehren, obwohl wir innerlich kochen oder der Kollegin nicht die ehrliche Meinung zu sagen, obwohl sie unsere Grenzen überschritten hat, fühlt sich oft sicherer für uns an als in den Konflikt zu gehen. Ebenso bringt es viel Unsicherheit mit sich, wenn wir uns aus gewohnten Mustern herausbewegen und uns anders verhalten als üblich und als unsere Mitmenschen von uns erwarten. Hier spielt die soziale Anpassung eine entscheidende Rolle.

Wenn wir uns in einer als bereits stressig empfundene Situation dem Konflikt stellen, könnte dieser eskalieren und alles noch schlimmer machen. Deshalb wählen wir oft den sicheren Weg.
Das ist oft eine Überlebensstrategie. Doch sie bewältigt nicht den Stress und beendet nicht den Stresszyklus, wenn wir die Stressreaktion versuchen zu verdrängen statt zum Ausdruck zu bringen, was in uns hochkocht. 

 
Wenn wir also unsere Stressreaktion nicht bis zum Ende in uns ausleben oder versuchen die damit einhergehenden Emotionen zu unterdrücken, laufen wir mit immer mehr unvollendeten Stresszyklen durchs Leben. So kann es passieren, dass wir in einem chronischen Zustand des Stresszyklus geraten, in dem das Cortisollevel immer weiter ansteigt.
Unser Nervensystem befindet sich dann dauerhaft in Alarmbereitschaft, wir verharren in einem Überlebensmechanismus, der körperlich, emotional und mental viel Energie benötigt und uns immer weiter von unserer inneren Balance entfernt.

Während viele von uns über lange Zeit im Burn-on weiter brennen und trotz subtilem Gefühl von Erschöpfung und Überforderung noch funktionieren, brennen einige Menschen irgendwann komplett aus und finden sich dann in einem Burn-out wieder.

Wie kannst Du den Stresszyklus beenden?

„So schlimm ist es gar nicht.“ „Andere kriegen das ja auch hin.“

„Augen zu und durch.“ „Nur noch ein bisschen durchhalten, dann…“


Stress lässt sich leider nicht wegdenken und Gedanken zu manifestieren, die wir uns selbst nicht glauben, bringt unser Nervensystem noch weiter aus der Balance.
Genauso können wir nicht in jeder Situation unseren Emotionen freien Lauf lassen, da das Konsequenzen haben könnte, mit denen wir vielleicht nicht leben wollen - wenn wir unserem Chef sagen, dass er ein kompletter Vollidiot ist, in einem Meeting weinen, weil uns gerade alles über den Kopf wächst oder wütend stampfen und uns theatralisch auf den Boden werfen, weil wir gerade nicht bekommen, was wir uns doch so sehr gewünscht haben.
Auch wenn das weniger sozial-verträgliche Handlungsoptionen sind, brauchen wir dennoch eine Handlung, die die Energie der Emotion abbauen kann.

„Das Beenden eines Stresszyklus ist keine intellektuelle Entscheidung, es ist ein körperlicher Vorgang.“ (Emily Nagoski, Amelia Nagoski, 2019, „Stress. Warum Frauen leichter ausbrennen und was sie für sich tun können.“ - Buchempfehlung und Ausgangsquelle zu diesem Artikel)

Genauso wie Du Deinem Herzen nicht sagen kannst, es solle weiterschlagen oder Deiner Verdauung den Befehl geben kannst, sie solle besser funktionieren, kannst Du Deinem Stresszyklus nicht einfach sagen, dass er jetzt beendet ist. Hierfür ist unser autonomes Nervensystem zuständig, das ganz eigenständig arbeitet und sich für unseren Willen erstmal so gar nicht interessiert. 

Entscheidend ist also die Verkörperung an dieser Stelle. Die Energie, die in unserem Stresszyklus bereitgestellt wird, will der Körper ausagieren, um runterfahren, den Stress abbauen und sich entspannen zu können.

Was ist die wirksamste Art, Deinen Stresszyklus zu beenden?


Oft denken wir nach einer stressigen Phase brauchen wir Entspannung, doch können uns dann kaum auf diese Entspannung einlassen, die innere Unruhe bleibt. Wenn Du das Gefühl kennst, steckst Du noch mitten im Stresszyklus und hast die Energie nicht abgebaut. Dann heißt es:  

Beweg Deinen Körper, lass die Energie raus! 

Laufe, schwimme, mache Sport, tanze, mache einen schnellen Spaziergang in der Natur, gehe zum Zumba,  praktiziere fließendes oder kraftvolles Yoga, schüttel deinen Körper oder springe einfach durch Dein Wohnzimmer. Alles wobei Du Deinen Körper in Bewegung bringst und tief atmest, kann helfen. 

Meistens reichen 20 bis 60 Minuten pro Tag aus. Da Du wahrscheinlich an den meisten Tagen Stress erlebst, solltest Du auch täglich etwas dafür tun, um Deinen Stresszyklus zu beenden.

Joggen gehört nicht gerade zu Deinen Hobbies? Nach Feierabend und mit Kinderbetreuung ist eine Yogastunde im Studio einfach nicht mehr drin?

Dann steh auf, atme tief ein, halte den Atem, während Du Deine Muskeln anspannst. 
Dann atme lang durch den Mund aus, während Du Deinen Körper oder bestimmte Körperpartien nacheinander schüttelst. Du kannst verschiedene Muskelpartien nacheinander von oben nach unten anspannen und das Ganze am besten mindestens 20 Minuten lang.

Ist Dir zu lange? 
Dann mach es öfter am Tag für wenige Minuten in Deinen Pausen. Probiere Dich aus! Doch Du wirst nicht drumherum kommen, dass Dein Körper die Bewegung braucht, um die Energie ins Fließen zu bringen.  Auch hier gilt: je länger und häufiger, desto besser. 

Deinen Stresszyklus kannst Du also beenden, indem DEIN KÖRPER ETWAS TUT: 

Bewusst Atmen, körperliche Aktivität wie Sport, aber auch positive soziale Interaktion, Zuneigung zu anderen Menschen, lange Küsse und Umarmungen, Lachen, sich kreativ ausdrücken oder einfach weinen oder schreien, wenn uns danach ist - all das reguliert unser Autonomes Nervensystem.

Das Schreien kann übrigens auch auf eine sozial verträgliche Art funktionieren😉 Setz Dich ins Auto oder geh in die Natur oder irgendwohin, wo sich niemand von Deinem Schreien gestört fühlt und lass alles raus, was sich an Wut und unangenehmen Gefühlen in Dir angestaut hat. Ohne es zu erzwingen, bis nichts mehr kommt und Ruhe einkehren will. 

Wir sprechen hier von Embodiment - Verkörperung. Und davon aus unserem verkopften Denken herauszukommen und unseren Körper die Arbeit für uns machen zu lassen, für die er geschaffen wurde.

Sobald die Energie abgebaut ist, finden wir Raum für innere Klarheit und erst dann ist der richtige Moment, um die Herausforderung rational mit klarem Geist anzugehen, statt sie vorher aus der Emotion heraus zu zerdenken und in Grübelschleifen zu geraten.

Woran Du merkst, dass Dein Stresszyklus beendet ist

Wenn die Emotion wie von Dir ablfießt, sich vielleicht Wärme und innere Ruhe in der ausbreitet, Anspannung und Schmerzen nachlassen, Du Dich ausgeglichener fühlst, deine Atmung tiefer, ruhiger wird und dein Geist klarer, sodass Du Dich mehr mit Dir selbst verbunden fühlst und fokussierter bist - all das sind Anzeichen, dass Du den Stresszyklus mit der Erholungsphase abgeschlossen hast bzw. in der Erholungsphase bist. 

Es fällt Dir schwer, das zu spüren? 

Gerade wenn Du über eine lange Zeit, vielleicht Jahre oder sogar Dein ganzes Leben lang schon an Ärger, Wut, Enttäuschung, Trauer oder anderen unangenehmen Gefühlen festhältst, hast Du wahrscheinlich viele angestaute Stresszyklen in Dir, die immer weiter laufen und darauf warten, beendet zu werden. 

Es ist also normal, wenn es einige Zeit dauern wird, bis Du das aufgeholt hast. Wenn Du Dir jedoch täglich die Zeit nimmst und etwas findest, das für Dich funktioniert, wirst Du nach einer Weile merken, dass Du Dich Schritt für Schritt besser fühlst. Du wirst diese Veränderung in kleinen Schritten spüren und kannst innere Ruhe immer mehr zulassen. 

[ Wenn Du Traumata erlebt hast oder Du Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen, Körperempfindungen und Gedanken hast, die während dieser Praxis möglicherweise aufkommen, da sich etwas in Dir lösen möchte, such Dir Unterstützung durch einen Psychotherapeuten, Coach oder Arzt, um Deinen Prozess ganzheitlich begleiten zu lassen. ]

So integrierst Du Embodiment in Deinen Alltag

Halte im Alltag zwischendurch immer wieder inne, schaffe Raum, um Deine Emotionen - Körperempfindungen, Gefühle und Gedanken wahrzunehmen - besonders wenn Du von einer Situation in eine andere trittst, zum Beispiel zwischen zwei Terminen oder nach der Arbeit bevor Du Deiner Familie begegnest.
Und in diesem Raum nimm Dir einen Augenblick und spüre was in Deinem Körper gerade da ist.

Wenn Du Anspannung wahrnimmst, nutze moderate Bewegung, Dehnungen, schüttel den Körper aus und nutze Deinen Atem, um diese Anspannung loszulassen und die Muskeln weich werden zu lassen.
Wenn Du Erschöpfung spürst, gönne Deinem Körper und Geist eine Pause, schließ die Augen, konzentrier dich ganz auf deinen Atem und lass den Atemfluss bewusst ruhig werden. Beginn nach ein paar Minuten oder wenn Du spürst, du hattest ausreichend Regenerationszeit mit sanften Bewegungen und kraftvolleren Atemzügen, die Dich beleben und erfrischen.
Nimmst Du innere Unruhe, Überforderung oder ein gehetztes Gefühl in Dir wahr, lass Bewegungen und Worte bewusst langsamer werden, begib Dich in Bodennähe, um Dich zu erden, umgib Dich mit Menschen, bei denen Du Dich geborgen fühlst, umarme Dich selbst, gib Dir selbst Sicherheit.

Vor allem ein langer Ausatem über den Mund reguliert unseren Parasympathikus des autonomen Nervensystems, der für Ruhe und Gelassenheit sorgt.


Diese kurze Übung kannst Du im Alltag immer wieder nutzen, um Anspannung zu lösen und wieder mehr innere Ruhe und Klarheit zu finden:
Atme durch die Nase ein, zieh dabei die Schultern zu den Ohren, halte die Anspannung einen Moment.
Atme über den Mund hörbar, lösend aus während Du die Schultern nach unten fallen lässt.
Wiederhole das ein paar Mal, bis Du etwas weniger Last auf Deinen Schultern spüren kannst.
Kehre anschließend zurück zu Deinem natürlichen Atem und beobachte ihn noch einen Moment, um zu lernen deine Aufmerksamkeit bewusst zu lenken.

Und wenn Du das gern üben möchtest, findest Du im EMBODIED YOGA genau die richtige Yogapraxis, die Dein Nervensystem für mehr Ruhe reguliert, Anspannung löst, Dein Körperbewusstsein stärkt und Dich mit Dir selbst verbindet. 

- jeden Montag 19.30 Uhr in Rostock

Wenn Du Fragen hast oder Dir auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein und Gelassenheit Unterstützung wünschst, dann lass uns reden! Schreib mir für ein kostenfreies Erstgespräch für eines der Yoga- und Coaching-Angebote. 

Herzliche Grüße

Sylva 

ÜBER DIE AUTORIN

Sylva Bolduan

Ich bin Sylva – zertifiziert ausgebildete Systemische Coach, Yogalehrerin für Hatha-, Vinyasa- und Somatisches Yoga, Gesundheitswissenschaftlerin (B.A.) und Ernährungstherapeutin (M.Sc.).  
Ich begleite Menschen zur ganzheitlichen Stressbewältigung und achtsamen Selbstführung durch den systemischen Coachingansatz und die Erkenntnisse der Yoga-Philosophie.